My world - your world: Erzählungen über unseren Planeten
Es wurde - milde gesagt – sehr viel Klimakunst während der COP15 Konferenz in Kopenhagen ausgestellt. Jedoch hatte man das Gefühl, dass auf jeden Fall ein Teil davon ausschließlich deshalb ausgestellt wurde, weil der Künstler finanziell unterstützt worden ist und selbst nicht soviel auf dem Herzen hatte. Eine von denen - die ohne finanzielles Back-up und tief beeindruckt von der aktuellen Diskussion über die Klimaveränderungen - anfing, Bilder zu schaffen, war Stefanie Woschek.
Das Ergebnis sehen wir heute. Die Serie mit den 28 Bildern beschäftigt sich mit der globalen Erwärmung, dem Überkonsum, der Industrialisierung und der Verschmutzung auf eine sehr persönliche und engagierte Weise.
Die figurativen Bildelemente sind mit surrealistischer Inspiration in Landschaften eingefügt, die zwar wiederzuerkennen, aber aus ihrem konkreten Kontekst herrausgerissen worden sind. Durch Wüsten und ferne Eismeere, durch wundersame Stadtlandschaften, Felsen und großen Flüsse trabt ein kleiner Mann als Symbol für die Menschheit selbst. Überall sieht man Spuren der Zerstörung: Der steigende Meeresspiegel, der droht, große Teile der Erde zu überschwemmen, Industriekrane, auf dem Weg, schöne alte Bauwerke abzureißen, Wissenschaftler in nichtigen Diskussionen. Alles hervorgerufen durch das fehlende Verständnis der Menschen für die Rohstoffe der Natur und unsere gierige und kurzsichtige Ausnutzung derselben.
Aufgrund der magischen Abenteuerstimmung oder besser gesagt, trotz dieser, sind die Schlussfolgerungen überaus deutlich. Es ist unsere Schuld, die Schuld der Menschen. Wir sind es, die verkehrt gehandelt haben und nun müssen wir die Konsequenzen dafür tragen. Eine Konklusion, die gerade deshalb deutlich wird, weil Stefanie Woschek, genauso wie H.C. Andersen, die fabulierende Erzählung benutzt, um etwas zu verdeutlichen, was unsere rationelle Vernunft nachweislich schwer kapieren kann.
Gibt es erhobene Zeigefinger in den Bildern und zweifelt man nicht an der Schuldfrage, ist Stefanie Woscheks Serie jedoch weit mehr, als nur eine Predigt. Sie findet nicht wie Klimaschützer eine fast apokalyptische Freude an dem bedrohten Zustand des Planeten. Die Konsequenzen unseres Handelns werden gezeigt, aber überall immer mit einem befreienden und poetischen Humor. Weil, wie viele der Bilder zeigen, es noch nicht zu spät ist. Der Mensch sollte nicht nur, sondern kann die Situation ändern. Gebrauchen wir unsere Vernunft zusammen mit der verlorenen Empathie, können wir die Entwicklung abwenden und gerne mit all dem technischen Know-how, das schon immer die Menschheit geprägt hat. Deshalb ist so oft eine Leiter in den Bildern. Für Stefanie Woschek ist die Leiter ein Symbol für Handlung. Dafür, dass man nicht stehenbleibt, sondern Verantwortung für sein Handeln übernimmet und etwas tut. Obwohl der Horizont bedrohlich aussieht, kann alles optimistisch und hoffnungsvoll enden. Wir entscheiden selbst.
Mit ihrer Bildserie beweist Stefanie Woschek, dass sie eine sehr persönlich arbeitende Künstlerin ist. Sie hat ihr eigenes, einzigartiges Universum geschaffen, das wohl magisch und phantasievoll ist, aber gleichzeitig auch etwas sehr Vitales für die Zukunft der Menschheit berührt: Die Rettung unseres Planeten.
Die Bilder sind leicht verständlich, sie sind phantasievoll, sie sind relevant und sie sind aktuell. All das, was moderne Kunst gerne sein sollte, aber so oft nicht ist.
Tom Jørgensen, Redakteur der Zeitung „Kunstavisen“, Kunsthistoriker.
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